Kritik an Leipziger Gefängnis: Schlechte Bedingungen für Tag X-Häftlinge?

Leipzig. Auch mehr als eine Woche nach den Ausschreitungen während einer Demonstration am sogenannten „Tag X“ schlagen die Ereignisse noch Wellen: Etwa 50 Personen versammelten sich am Montagnachmittag vor der Leipziger Staatsanwaltschaft in der Südvorstadt, um die Haftbedingungen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Leipzig zu kritisieren. Auf der Kundgebung in der Alfred-Kästner-Straße mit dem Motto „Free X Antifas“ erhoben die Demonstrierenden schwere Vorwürfe gegen das Gefängnis.

Die im Zuge der Proteste am „Tag X“ inhaftierten Personen seien „katastrophalen“ Bedingungen ausgesetzt, wie Mitglieder des „Solikreises Leipzig Kassel“ auf der Versammlung berichteten. So schilderten die Gefangenen in einem Statement, welches vor Ort verlesen wurde, dass sie in der JVA voneinander isoliert werden. Außerdem seien einem Mann notwendige Medikamente zur Behandlung seiner Epilepsie vorenthalten worden, heißt es dort.

 tagXantifaost auf Twitter:
„Die gravierende Verschlechterung des Gesundheitszustands unseres Genossen wäre durch eine angemessene medizinische Versorgung vermeidbar gewesen und ist Ausdruck eines kranken und absolut menschenverachtenden Justizsystems“ freexantifas.org/kundgebung/ #le1206 #tagXantifaost

Inhaftierter soll auf Intensivstation gelandet sein

Wie eine Rednerin auf der Kundgebung erklärte, sollen die Ärzte in der JVA ohne Rücksprache die Medikation des Betroffenen geändert haben. Zudem sei ihm ein fachärztlicher Termin, der für den 5. Juni geplant war, verweigert worden. Das habe den Berichten der Rednerin zufolge dazu geführt, dass der Mann zwei Tage nach seiner Inhaftierung einen Epilepsieanfall erlebte und mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus nach Borna gebracht wurde.

Der Gefangene soll nach weniger als 24 Stunden wieder entlassen worden sein. Danach habe das medizinische Personal der JVA erneut entgegen der fachärztlichen Empfehlung die Medikamente geändert. Daraufhin soll es zu einem zweiten Anfall gekommen sein, in dessen Folge der Mann auf der Intensivstation behandelt werden musste.

„Wir sind traurig, wütend und schockiert über die Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands unseres Genossen durch die Methoden in der JVA,“ so die Sprecherin auf der Kundgebung. Die Demonstrantinnen und Demonstranten forderten die Freilassung des Inhaftierten.

Die JVA Leipzig war am späteren Montagnachmittag nicht mehr für eine Stellungnahme erreichbar.

LVZ